Digitalisierung ist die Umwandlung von analogen Werten in digitale Werte. Digital ist also eine Bezeichnung für die Art der Darstellung von Werten u.Ä. in Zahlenform. Hier sind natürlich nicht theologische, philosophische, oder moralische Werte gemeint, sondern einfache Zahlenwerte. Die Zeit kann analog (Zeigerdarstellung der Zeit) oder auch digital (Zahlendarstellung der Zeit) dargestellt werden. Bei einer analogen Uhr habe ich einen Gesamtüberblick über die Tageszeit, bei der digitalen Uhr wird die Zeit auf eine einzige Zahl reduziert.
Das Wort „Digital“ klingt fortschrittlich und modern. Die Digitalisierung bedient sich einer sehr modernen Sprache, man ist schließlich up to date. Begrifflichkeiten wie Cloud, Smartphone, Server und Tablet klingen sehr vertrauenserweckend und sind werbetechnisch hervorragend gewählt. Man vermutet hinter diesen Begriffen keine Maschinen, sondern eher Spielzeuge aus dem Kinderzimmer. Ist diese Technologie tatsächlich so smart, umweltverträglich, wird sie uns Menschen von der Arbeit entlasten und zukünftig paradiesische Zustände ermöglichen? Zweifel sind angebracht.
Es geht weder darum, die technologische Entwicklung abzulehnen, noch geht es darum, alles was technisch möglich ist zu befürworten. Vielmehr müssen die Bedingungen dieser Entwicklung hinterfragt und der Verwertungsimperativ der Digitalisierung aufgedeckt werden. Sämtliche Technologien sind offene Systeme. Dadurch können sie von Menschen vielfältig, vielseitig und in viele Richtungen und Ausprägungen genutzt werden. Dies gilt besonders für die digitale Technologie. Können wir noch die Richtung bestimmen, oder ist es schon zu spät?
Im Koalitionsvertrag der neuen Groko ist zu lesen: „Die Digitalisierung bietet große Chancen für unser Land.“ Namenhafte Ökonomen warnen und beschreiben die Risiken der Digitalisierung. Die Arbeitsplätze könnten durch intelligente Maschinen ersetzt werden. Andere Ökonomen winken ab und stellen klar, dass gerade die Digitalisierung neue Arbeitsplätze schafft. Was ist denn hier los? Eine kritische Auseinandersetzung scheint erforderlich und Bedenken müssen artikuliert werden.
Im letzten Wahlkampf in NRW veröffentlichte die FDP ein Plakat folgenden Inhalts: Ein (s/w) Foto mit Christian Lindner und dem Schriftzug: „Digital first, Bedenken second“. Jeder Deutschlehrer würde solch eine Ausdrucksweise als eine kleine Katastrophe bezeichnen. Der Inhalt hingegen ist aber eine große Katastrophe. Sind Bedenken gegen die Digitalisierung unnötig? Im Gegenteil. Solche Sprüche sind absolut verheerend. Es ist doch schon bemerkenswert, dass zunächst einmal bedenkenlos eine Technologie eingeführt werden soll und nach der Implementierung dieser Technik macht man sich dann seine Gedanken. Wenn sich ein Unternehmer bei wichtigen Investitionsentscheidungen so verhalten würde, könnten wir in Deutschland das Unternehmertum vergessen. Dann wäre jede Investition mit derartigen Risiken behaftet, dass nicht nur betriebswirtschaftliche Schäden entstehen würden, sondern die Volkswirtschaft bekäme ebenfalls massivste Probleme.
Die betriebswirtschaftliche Vorgehensweise ist bei angedachten Investitionen nahezu immer gleich. Zunächst überlegt die Unternehmung, ob eine Investition nötig und möglich ist. Das bedeutet, der Unternehmer bedient sich verschiedener Investitionsrechnungen, dies können statische oder dynamische Verfahren sein. Bei allen mathematischen Verfahren wird grundsätzlich davon ausgegangen, dass ein Gewinn erzielt werden kann. Eine Investition ohne Gewinnaussicht wird in der Regel im Unternehmen abgelehnt, da sie sinnlos ist. Die durchgreifende Digitalisierung ist solch eine Investition. Viele Unternehmen werden von der Digitalisierung profitieren. Gewinner kann es definitionsgemäß nur geben, wenn es auch Verlierer gibt. Viele kleinere Unternehmen gehören sicherlich zur Verlierergruppe, weil sie sich diese gewaltigen Investitionen nicht leisten können. Welche relevanten gesellschaftlichen Gruppierungen sind der Verlierergruppe ebenfalls zuzuordnen? Da diese nicht in einem Blog-Artikel bearbeitet werden können, gibt es weitere Artikel, die jeweils eine mögliche Verlierergruppe beschreiben.
https://udokoepke.de/2018/04/27/2-die-digitalen-dealer/
https://udokoepke.de/2018/04/27/3-die-digitale-arbeit/