Es geht niemals um die Sache

12. April 2023

Der früherer US-Präsident, Donald Trump, ist ein Sinnbild für den fossilen Protektionismus und rechtslibertäre Unternehmer träumen von anarchokapitalistisch organisierte Gesellschaften.[1] Es wäre aber sehr einfach, zu behaupten, dass Menschen wie beispielsweise Donald Trump keine Ahnung vom Klimawandel haben. Trump liest noch nicht einmal die wissenschaftlichen Berichte zum Klimawandel, er ist also ein dummer Klimaleugner. Ist er wirklich so dumm? Der Mann weiß genau, warum er den Klimawandel leugnet, denn die wissenschaftlichen Wahrheiten über Klimaveränderungen spielen in seiner Gedankenwelt keine Rolle – es ist, wie so häufig, das Geld, denn „die Barclays Bank schätzt, dass die Begrenzung der Emissionen auf 2oC in den nächsten 25 Jahren einen Rückgang der künftigen Einnahmen der Öl-, Kohle und Gasindustrie von 33 Billionen USD verursachen wird.“[2] Insofern ist die Denkweise des Donald Trump identisch mit dem Credo der kapitalistischen Wirtschaft: Es geht niemals um die Sache – never, ever- es geht immer nur um Interessen. Im Vorwort zum Kapital charakterisiert Karl Marx derartige Personen als Träger von bestimmten Klassenverhältnissen und Interessen. Dies ist nicht nur ein amerikanisches, sondern auch ein deutsches und internationales, Phänomen.

Die deutsche Energiewende

Die Gas- und Ölheizungen sollen, nach dem Willen von Robert Habeck, zugunsten von Wärmepumpen ausgetauscht werden. Das hier auch bestimmte Interessen bedient werden, ist  zunächst nicht tragisch. Die Energiewende ist zu begrüßen und freut auch nebenbei die Hersteller von Wärmepumpen, ob sich hingegen die Natur und das Klima davon beeindrucken lassen, steht auf einem anderen Blatt. Wahrscheinlich geht es primär um Energiesicherheit und weniger um Natur-, Arten- und Klimaschutz. Sei´s drum, nun zurück zu den Wärmepumpen. In der gesamten Energiediskussion spielt der Rebound-Effekt scheinbar keine Rolle.

Ein Beispiel: Viele Personen aus meinem Bekanntenkreis überlegen, ihre alte Heizung zu verschrotten, um dann eine Wärmepumpe anzuschaffen, oder sie entscheiden sich noch, kurz vor Toresschluss, für eine Gasheizung. Ein häufiges Argument ist, dass es bald keine Ersatzteile mehr gibt. Gleichzeitig bringen einige Politikerinnen und Politiker die altbekannte Abwrackprämie aus dem Jahr 2009 in die Diskussion ein.

Ein Blick zurück 

Für meinen alten VW Golf benötigte ich im Jahr der Abwrackprämie (2009) gebrauchte Radkappen. Also fuhr ich zum Schrottplatz, um dieses Ersatzteil zu besorgen. Ich kam mit dem Schrotthändler ins Gespräch und fragte ihn, warum so viele relativ gut erhaltene Autos auf seinem Hof stehen. Er antwortete, dass diese Autos der Abwrackprämie unterliegen und in die Schrottpresse kommen. Er fügte noch hinzu, dass seine Mitarbeiter gerne diese relativ gut erhaltenen Autos mit ihren eigenen Autos, die in einem wesentlich schlechteren Zustand waren, tauschen würden. Dies sei aber nicht erlaubt, die „guten“ Autos müssen verschrottet werden. Diese wahnsinnige Kapitalvernichtung, die mit dem schönen Namen „Umweltprämie“ versehen wurde, könnte jetzt auch für alte Heizungen zur Anwendung kommen.

Die gut gemeinten Pläne von Robert Habeck sind, unter ökologischen Gesichtspunkten, nicht zu Ende gedacht. Es ist ökologisch doch unstrittig, dass die bestehenden Wirtschaftsgüter möglichst über einen langen Zeitraum genutzt werden müssen. Der Wissenschaftler Nicholas Georgescu-Roegen (1909-1994) übertrug nicht nur die Thermodynamischen Gesetze der Physik auf wirtschaftliche Zusammenhänge, sondern erklärte auch die Nachhaltigkeit. Er schrieb bereits 1971: «Jeder heute neu gebaute Cadillac[3] verkürzt die Lebenschancen künftiger Generationen.«

Anstatt die alten Heizungen in die Schrottpresse zu stecken und Kapital zu vernichten, wäre es unter ökologischen Gesichtspunkten wesentlich sinnvoller, diese alten Heizungen auseinanderzunehmen und aufzubewahren. Sie könnten dann als Ersatzteillager dienen und den Menschen helfen, die sich gegenwärtig noch keine Wärmepumpe leisten können. Es würde auch den Bürgerinnen und Bürger helfen, die bei ihren ökologischen Überlegungen konsequent den Rebound-Effekt berücksichtigen. Es ist belegt, dass die möglichst lange Nutzung und die Reparatur von Wirtschaftsgütern ökologisch sinnvoll ist. Damit werden aber wirtschaftliche Interessen nicht bedient, die Kapitalakkumulation käme ins  stocken und das vielgelobte Wirtschaftswachstum würde leidet. Trotzdem – ein höher, schneller, weiter – kann es auf Dauer nicht mehr geben.

[1] In Amerika ist die Literatin Ayn Rand (1905-1982) mit ihrer Philosophie des reinen Kapitalismus, ohne jeden staatlichen Einfluss, eine vielgelesene Ikone.

[2] Ernst Ulrich von Weizsäcker, Wir sind dran, Club of Rome, Der große Bericht, München, 2019, S. 253.

[3] Der Cadillac ist ein amerikanisches Auto und er steht als Synonym für alle materiellen Wirtschaftsgüter.

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