Klimawandel, Humus und Gesundheit

30. März 2020

Die Klimakonferenz in Paris im Jahre 2015 (COP 21) beschäftigte sich unter anderem mit drei Themenblöcke. Das erste und beherrschende Thema war natürlich die Begrenzung des CO2-Ausstosses zur Rettung der Atmosphäre. Die beiden anderen Themen sind aus meiner Sicht in der öffentlichen Wahrnehmung untergegangen. Zum einen das, von Frankreich initiierte, 4-Promille-Ziel bezüglich der Humusbildung und zum anderen die Warnung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) über die schwerwiegenden Folgen der Weltgesundheit durch den Klimawandel.

Die 4-Promille-Initiative

Das 4-Promille-Ziel habe ich in einem Blog am 30. Oktober 2019 mit dem Titel –Bauern gegen Agrarpolitik–  veröffentlicht und dargestellt, dass es zwingend notwendig ist, den Flächenfraß zu beenden und auf weitere Betonierung und Asphaltierung des Bodens zu verzichten, um vermehrt Humus zu generieren. „Würden wir nur auf allen landwirtschaftlich genutzten Böden diese Erde in jedem Jahr auch nur vier Promille mehr Humus wachsen lassen, dann wäre der gesamte jährliche Kohlenstoff-Ausstoß der Menschheit im Boden gespeichert. Auf der Klimakonferenz in Paris, bei der sich die Staaten endlich auf ein Klimaabkommen einigen konnten, hat Gastgeber Frankreich genau das vorgeschlagen: eine weltweite 4-Promille-Initiative.“[1] Diese Initiative führt in der öffentlichen Wahrnehmung ein Schattendasein.

Die Weltgesundheitsorganisation

Medial geht es der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ähnlich wie dem Humusboden.

Die WHO hat anlässlich der COP 21 am 17. November einen Aufruf zum Handeln veröffentlicht (WHO calls on countries to protect health from climate change.WHO Statement, 17. November 2015.)

Wenig später legte die globale Konferenz der WHO die Agenda für Gesundheitsmaßnahmen zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens fest. Die Schlussfolgerungen der WHO-Konferenz im Jahre 2016 wurden in der Öffentlichkeit ebenfalls kaum wahrgenommen. Deshalb möchte ich an dieser Stelle, auszugsweise, den Text der WHO vom 08. Juli 2016 veröffentlichen.

„Die Teilnehmer der zweiten globalen Konferenz über Gesundheit und Klima, die von der französischen Regierung unter der Präsidentschaft der COP21 veranstaltet wurde, schlugen Schlüsselmaßnahmen für die Umsetzung des Pariser Abkommens zur Verringerung der mit dem Klimawandel verbundenen Gesundheitsrisiken vor. Die Aktionsagenda ist ein Beitrag zur COP22 unter der Präsidentschaft der marokkanischen Regierung im November 2016 in Marrakesch.

Klimawandel und Gesundheit

Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass der Klimawandel bereits jedes Jahr Zehntausende Todesfälle verursacht. Diese Todesfälle sind auf häufigere Epidemien von Krankheiten wie Cholera, die stark erweiterte geografische Verteilung von Krankheiten wie Dengue-Fieber und extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen und Ãœberschwemmungen zurückzuführen. Gleichzeitig sterben jedes Jahr fast 7 Millionen Menschen an durch Luftverschmutzung verursachten Krankheiten wie Lungenkrebs und Schlaganfall. Experten sagen voraus, dass der Klimawandel bis 2030 jedes Jahr weitere 250 000 Todesfälle durch Malaria, Durchfallerkrankungen, Hitzestress und Unterernährung verursachen wird. Die größte Belastung wird Kinder, Frauen, ältere Menschen und die Armen tragen und die bestehenden gesundheitlichen Ungleichheiten zwischen und innerhalb der Bevölkerung weiter vergrößern.“

 Seit sehr vielen Jahren ist es der Weltgesundheitsorganisation klar, dass es einen Zusammenhang zwischen Klimawandel und Weltgesundheit gibt und dass sich die Todesfälle durch zunehmende Epidemien häufen werden.  Ob es einen ursächlichen Zusammenhang zum Corona-Virus gibt, lässt sich zwar nicht exakt beweisen, dies ist aus meiner Sicht aber auch zweitrangig. Entscheidend ist, dass die ständige Zunahme der CO2-Konzentrationen uns weltweit gesundheitlich sehr stark  bedrohen wird. Dies wird unsere Vorstellungskraft übersteigen. Vorstellen können sich viele Menschen hingegen, dass ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen „gegen jeden Menschenverstand“ (Andreas Scheuer, Verkehrsminister) ist.

https://www.who.int/globalchange/WHO_1_Web.gif?ua=1

[1] Florian Schwinn, Raubbau an der Erde: Unser Krieg gegen den Boden, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Berlin, 10´19, S.102.

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