Auch wenn ich mich der Gefahr aussetze, eine unstrukturierte „Berichterstattung“ zu betreiben, halte ich (noch) an meinem, neu gewählten, Format fest. Es besteht aber bei solchen schnelllebigen Formaten immer das Problem, dass der Autor bestimmte Sachverhalte unzureichend durchdenkt. Ich möchte nicht in die Ecke der schnellen und unreflektierten Meinungsäußerungen geraten. Trotzdem klicke ich weiterhin ältere, von mir verfasste, Artikel und Veröffentlichungen zusammen und kümmere mich unzureichend um die Struktur.
Ich habe dargestellt, dass die Natur und besonders die Atmosphäre fragile Systeme sind und besonders geschützt werden müssen. Um solche Krisen zu vermeiden, ist es notwendig, die Natur zu achten und zu erforschen. Diese Grundlagenforschung darf sich nicht an ökonomische oder technische Aspekte orientieren und sie muss verwertungsfrei und ergebnisoffen sein. Da der ökonomische Verwertungsimperativ die Naturwissenschaften gegenwärtig fest im Griff hat, muss sich zukünftig die Naturwissenschaft wieder klar von Technik und Ökonomie abgrenzen. Heute möchte ich mich mit der politischen Dimension beschäftigen. Da ich wieder alte Artikel und Veröffentlichungen „zusammengeklickt“ habe, steht auch hier der Klimawandel im Vordergrund. Viele Menschen meinen, wenn die Klimaziele eingehalten werden, ist das Problem gelöst. Fraglich ist, ob wir uns an dieser Stelle ebenfalls nicht täuschen und somit die Verantwortungslosigkeit befeuert wird.
Klimakonferenzen
Die erste Weltklimakonferenz wurde bezeichnenderweise von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) unter dem Dach der UN (First World Climate Conference) im Februar 1979 in Genf abgehalten. Daraufhin bildete sich die UN-Klimakonferenz, die mittlerweile jährlich stattfindet. Im Jahre 2005 ist die Konferenz um das Treffen der Mitglieder des Kyoto-Protokolls ergänzt worden. Der ehemalige Vize-Präsident der USA, Al Gore, war maßgeblich am Kyoto-Protokoll beteiligt. Al Gore hat im Kyoto-Protokoll darauf hingewiesen, dass die zunehmende Erderwärmung auch Konsequenzen für die Tierwelt, der Virenausbreitung und der Gesundheit haben wird. Al Gore bedauerte, dass die USA das Kyoto-Protokoll vor längerer Zeit verlassen haben. Die Ergebnisse dieser Klimakonferenzen waren in der Folgezeit beschämend. Ich erinnere nur an Kopenhagen im Jahre 2009. Ich war damals bestürzt über die Gleichgültigkeit der Staaten und über die Dominanz der globalisierten Ökonomie. Werden uns die heutigen Klimaziele die Rettung bringen?
Klimaziele
Sicherlich ist es richtig, Klimaziele zu formulieren. Es darf aber nicht vergessen werden, dass Klimaziele immer Kompromissziele sind. Viele Länder, mit sehr unterschiedlichen Interessen, einigen sich auf einen Minimalkonsens. Schwellen- und Entwicklungsländer, die vom Klimawandel am stärksten betroffen sind, haben leider die geringste Stimmengewalt. Die Klimakonferenzen werden von den starken Industriestaaten, die ihre Produktionen schützen wollen, dominiert und damit sind diese Konferenzen auch stark von wirtschaftlichen Interessen geleitet. Die erste Weltklimakonferenz im Jahre 1979 wurde von der Weltorganisation für Meteorologie (WFO) von Wissenschaftlern organisiert, die mehr an objektiven wissenschaftlichen Kriterien interessiert waren als an ökonomischen Aspekten. Im Laufe der Jahre wurde die Klimakonferenz zunehmend von Wirtschaft und Politik instrumentalisiert. Es wurden und werden natürlich immer noch Klimaforscher eingeladen, die auch konkrete Ziele benennen können, aber letztendlich entscheidet die Politik über die zukünftigen Maßnahmen. Deshalb waren auch viele Menschen von diesen Konferenzen enttäuscht. Daraus folgte, dass Klimakonferenzen keine objektiven Verhaltensregeln vorgaben, um den Planeten zu retten, sondern die wirtschaftlichen und politischen Interessen dominierten häufig das Geschehen. Die gefundenen Kompromisse waren keineswegs dazu geeignet zielführende Rettungsmaßnahmen einzuleiten, sondern waren häufig nur Beruhigungspillen für die Menschen. Außerdem kam hinzu, dass die von Al Gore im Kyoto-Protokoll genannten Konsequenzen für die Tierwelt, der Vierenausbreitung und der Gesundheit kaum noch diskutiert wurden, sondern der Energiesektor und die Ökonomie dominierten das Geschehen.
Paris
Dann kam Paris, die Wende in der Klimapolitik. In Paris (COP 21) war das glücklicherweise anders, deshalb war diese Klimakonferenz auch erfolgreich. Einen nennenswerten Durchbruch gab es auf dieser Konferenz in Paris im Jahre 2015 und es wurde das Ãœbereinkommen von Paris, mit verbindlichen Klimazielen vieler Staaten, unterzeichnet. Das 1,5o-Ziel soll bis zum Jahr 2040 erreicht werden. Dazu ist es erforderlich, die gesamte Energieversorgung (Strom, Wärme und Verkehr) vollständig auf erneuerbaren Energien umzustellen. Die Klimaforscher wirkten aber nicht zufrieden und betonten, dass es auf der nächste Konferenz Verbesserungen geben müsse. Dies lässt sich damit begründen, dass die Klimaforscher eine ständig wachsende CO2 – Konzentration in der Atmosphäre feststellen. Politiker hingegen waren nach der Klimakonferenz in Paris froh und glücklich – es wird etwas getan und man konnte Erfolge vermelden. Ziele wurden vorgegeben, also wird schon nichts passieren. (Anmerkung (25.03.2020) Die Verfehlungen der deutschen Klimapolitik habe ich in einigen Blogs auf dieser Homepage beschrieben.) Dies ist aber ein großer Trugschluss, denn in der Debatte zum Klimawandel beklagt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schon seit längerer Zeit, das die schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit unzureichend bedacht werden. Diesen Aspekt stellte die WHO in Paris (COP 21) besonders heraus und veröffentlichte ein Papier als Aufruf zum sofortigen Handeln (WHO calls on countries to protect health from climate change WHO Statement vom 17. November 2015). Leider fand dieses Papier wenig Beachtung. Dieses Schicksal kennt auch der Weltbiodiversitätsrat. Die Studie vom 06.05.2019 erklärt, dass die Artenvielfalt global in einem historisch beispiellosen Ausmaß abnimmt.
Ich möchte an dieser Stelle den Erfolg von Paris nicht kleinreden. Trotzdem ist es für mich unverständlich, dass Klimawandel, Artensterben und Gesundheit, und dazu gehört auch die Ausbreitung von Viren, nicht als ein Thema begriffen werden. Das diese drei Aspekte zusammengehören ist doch schon seit über 20 Jahren bekannt. Seit dieser Zeit ist die Globalisierung immer weiter fortgeschritten und insofern müssen, gerade in der heutigen Zeit, diese Aspekte zwingend zusammen betrachtet werden, siehe die früheren Veröffentlichungen von Al Gore und https://duepublico2.uni-due.de/servlets/MCRFileNodeServlet/duepublico_derivate_00011326/04-Beckmann.pdf
Natürlich spielt bei der Betrachtung des Klimawandels das Wetter eine große Rolle, weil die Weltwirtschaft, und nicht nur die landwirtschaftlichen Betriebe, vom Wetter abhängig ist. Das Wetter kann den ökonomischen Erfolg beeinflussen. Es ist der Atmosphäre aber vollkommen egal, ob ein Konzern wie beispielsweise VW seine Autos in Deutschland oder China produziert und absetzt. Der Politik ist es aber, hinsichtlich der Klimaziele, nicht egal, wo die Emissionen entstehen, entscheidend ist offensichtlich, dass Deutschland eine angeblich gute Klimapolitik macht.
Täuschen uns die Klimakonferenzen?
Wir haben die 25. Klimakonferenz in Madrid im Jahre 2019 beendet. Seit 25 Jahren wiederholt sich das Ritual: Zum Ende einer jeden Klimakonferenz werden Fachleute aus Wirtschaft, Politik und Klima zu den Ergebnissen befragt. Wir hatten schon erfolgreiche Konferenzen, aber meistens hörte man von den Klimaforschern, dass die Ergebnisse unzureichend waren. Politik und Wirtschaft hingegen deklarieren häufig die beschlossenen Kompromisse als Erfolg und die vereinbarten Ziele werden als Maßstab für die Weltrettung dargestellt. Die beschlossenen Ziele sind keineswegs wissenschaftlich objektive Rettungsdaten, um den Klimawandel zu besiegen, sondern die beschlossenen Maßnahmen eignen sich bestenfalls dazu, die CO2 – Konzentrationen in der Atmosphäre aufzuhalten.
Es ist unstrittig, dass das Wetter die Ökonomie der Landwirte und der lebensmittelverarbeitenden Industrie beeinflusst und natürlich belasten Stürme die Liquidität der Versicherungswirtschaft. Darum geht es in der Debatte um den Klimawandel aber nicht. Die Klimaforscher sind deshalb so besorgt, weil die CO2-Konzentration in der Atmosphäre, seit Aufzeichnung der Daten, kontinuierlich zunimmt und das hat weitreichende Konsequenzen auf unser gesamtes Leben. In der Klimaforschung geht es weder um Wirtschaft noch um Politik und erst recht nicht um Interessen, es geht ausschließlich um die Auswirkungen des atmosphärischen CO2-Anstiegs auf die Biosphäre. Bei einem weiteren Anstieg wird sich die gesamte Biosphäre in einem unvorstellbaren Ausmaß verändern. Es ist immer nur auf das Wetter und auf die entsprechenden Auswirkungen geschaut worden, andere Faktoren, z.B. Virenverbreitung, spielten in der Debatte, im Gegensatz zu früheren Berichterstattungen, eine untergeordnete Rolle. Dies sieht die Weltgesundheitsorganisation ähnlich und veröffentliche anlässlich der Klimakonferenz COP 21 einen Aufruf zum Handeln. Amerkung (25.03.2020): Jetzt gibt uns das Corona-Virus schon mal einen ersten Vorgeschmack. Wenn wir unsere globalisierte Wirtschaftsweise nicht radikal überdenken und ändern, werden die, von der Natur ausgestellten, Quittungen immer höher.