Klimawandel und Landwirtschaft

07. März 2018

Das Wetter spielt in diesen Tagen verrückt und in den Nachrichten bzw. den Wetterberichten wird mal wieder über den Klimawandel berichtet. Es ist vom Hitze-Notstand die Rede und Landwirte fordern Milliardenhilfe. Die Bundesumweltministerin Svenja Schulze ist der Auffassung, dass kurzfristige Geldspritzen nicht reichen, sondern die anstehende EU-Agrarreform wird dieses Problem lösen. Hier sind erhebliche Zweifel angebracht. Gerade die EU-Kommission erhebt sich leider nicht zur Fürsprecherin der Natur, da die EU der Auffassung ist, dass industrielles Saatgut und Pestizide für die Landwirtschaft und auch für die Verbraucher von entscheidender Bedeutung sind.

So erhalten in Deutschland 2 Prozent der Betriebe jeweils mehr als 100.000 Euro jährlich von der EU, während sich die anderen landwirtschaftlichen Betriebe mit weniger als je 5.000 Euro im Jahr zufriedengeben müssen. Die großen landwirtschaftlichen Oligopole produzieren so viel, dass die EU zu den wichtigsten Agrar-Exporteurinnen auf dem Weltmarkt gehört, insbesondere von Getreide, Fleisch und Milchprodukten.[1]

Unsere Bundesumweltministerin Svenja Schulze ist der Auffassung, dass sich die Landwirtschaft umstellen muss. Dies ist sicherlich richtig, bloß die eingeschlagene Richtung ist sehr zweifelhaft. Landwirtschaftliche Betriebe die im Einklang mit der Natur leben und produzieren sind zu fördern und keineswegs industriell ausgerichtete Betriebe, die auf Massenproduktion setzen.

Dies lässt sich anhand des Dürresommers 2018 belegen. Für Landwirte eine ökonomische Katastrophe. Trotz höherer Kosten und einem vermehrten Arbeitseinsatz sind die Erträge gesunken. Es hat monatelang nicht geregnet und das Gras ist nicht gewachsen. Die Kühe hatten draußen nichts zu fressen und die Landwirte konnten kein Heu bzw. Silage generieren. Somit ist es wesentlich schwieriger die Kühe über den Winter zu bringen. Außerdem sind große Mengen an Mais vertrocknet und die Erträge der Kartoffelernte waren minimal.

Das Risiko einer Missernte kann erheblich reduziert werden, wenn die Vielfalt auf den Äckern, Weiden und Wiesen wiederhergestellt wird und auf Monokulturen verzichtet wird. Die Fruchtbarkeit des Bodens kann durch Pflanzen wie Klee oder Luzerne gesteigert werden. Die einzelnen Felder können durch Hecken getrennt werden, damit wird die Bodenerosion bekämpft. Dieser Boden kann Wasser besser speichern und die Dürren nehmen tendenziell ab. Da beweidete Flächen und guter Ackerboden Kohlenstoff speichert, tragen diese Böden zum Klimaschutz bei. Diese bunte Vielfalt entspricht aber nicht der EU-Agrarpolitik, die die Subventionen nach Flächen verteilt und eben nicht Klima- und Naturschutz berücksichtigt.

Die EU-Agrarpolitik lässt sich auch am Beispiel Glyphosat, dass im Verdacht steht krebserregend zu sein, darstellen. Glyphosat hat von der EU eine weitere Genehmigung über fünf Jahre erhalten. Paradoxerweise wird das von Monsanto (jetzt Bayer) hergestellte glyphosathaltige Totalherbizid (Round-up) als Pflanzenschutzmittel vertrieben. Totalherbizide schützen aber nicht die Pflanzen, sondern vernichten sie. Nur die genetisch veränderten Organismen können Round-up widerstehen. Demzufolge hinterlässt Glyphosat eine Agrarwüste. Wildblumen können nicht mehr wachsen und somit wird die Nahrungsaufnahme von Insekten verhindert. Wissenschaftliche Studien belegen, dass die Anzahl der Insekten in den letzten 25 Jahren um über 70 Prozent zurückgegangen ist. Wenn wir keine Insekten mehr haben, die unsere Pflanzen bestäuben, werden die Nahrungsmittel für die Menschen deutlich knapper. Aber nicht nur die Knappheit ist ein Problem. Auch der CO2 – Ausstoß wird zu weltweiten Nährstoffmangel führen. Daraus folgt, nach einer Studie der Universität Harvard (USA)[2], dass Mangelerscheinungen bei den Menschen zunehmen werden. Wenn sich der Klimawandel weiter fortsetzt, werden zukünftig Weizen, Reis und Mais weniger Zink, Eisen und Eiweiß enthalten. Der Rückgang dieser lebenswichtigen Stoffe wird mit 17 Prozent prognostiziert.

Die EU-Kommission erhebt sich leider nicht zur Fürsprecherin der Natur, sondern unterstützt industriell ausgerichtete Agrarkonzern, die sich ausschließlich für die monetäre Gewinnmaximierung interessieren.

[1] Die daraus resultierenden Probleme für die Länder des Südens habe ich kurz im Artikel „Der Anbauboden und die kapitalistische Landwirtschaft“  diskutiert.

[2] Veröffentlicht im Fachmagazin Nature Climate Change.

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