Lockdown jetzt, sofort, unverzüglich

09. Dezember 2020

Leider muss man immer wieder Meldungen und Leserbriefe wie diese lesen:

„Das Statistische Bundesamt veröffentlicht für 2019 folgende Todesfallzahlen: 331.200 (Herz-Kreislauf), 231.300 (Krebs), 67000 (Atmungssystem). Dieses Jahr dürfte es ähnlich sein. Die Corona-Todesfälle belaufen sich auf 19.000, Stichtag 7.12.2020. Das wirft Fragen auf: In den Medien ist nur von Corona-Toten die Rede – sind die vielen anderen Toten dann Verstorbene 2. oder 3. Klasse? Oder werden die Corona-Toten für Panikmache missbraucht? Ich bin kein Corona-Leugner, und jeder Corona-Tote ist einer zu viel. ….“

(gekürzter Leserbrief aus der „Neuen Westfälischen“ vom 09.12.2020)

Der Leserbriefschreiber meint allen Ernsten, er sei kein Corona-Leugner. Auch wenn der Vergleich mit den Todesursachen möglicherweise gut gemeint ist, ist es nicht zulässig solche Vergleiche zu ziehen. Weder Krebs[1] noch Herz-Kreislauf – Erkrankungen sind ansteckend. Selbst bakterielle Krankheiten haben eine geringe Ansteckungsrate. Ein Bakterium unterscheidet sich deutlich von einem Virus. Es ist viel größer und kein subzelluäres Teilchen, sondern im Gegensatz zum Virus, eine Zelle. Bakterien können in der Regel mit Antibiotika abgetötet werden. SARS-Viren sind hoch infektiös und es gibt, im Gegensatz zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, leider keine Medikamente. Deshalb sind Vergleiche mit Krebs oder mit anderen Krankheiten fahrlässig, weil sie den „Corona-Gegnern“ Argumente liefern, die die Pandemieprobleme verwässern. Es gibt aber keinen Grund zur Entwarnung, denn COVID-19 ist bereits hochinfektiös, bevor der Infizierte sich krank fühlt. Außerdem können Infizierte, die völlig asymptomatisch bleiben, hochansteckend sein.

Natürlich versucht man bei der Bekämpfung einer Pandemie die Todeszahlen zu minimieren. Verhindern lassen sie sich nicht. Es kann aber verhindert werden, dass die Krankenhäuser „volllaufen“ und ihre Kapazitätsgrenzen  überschreiten. Dies wird aber vermutlich in Deutschland in den nächsten Tagen und Wochen geschehen, weil die Kontaktnachverfolgung zusammen gebrochen ist. Es bleibt zu hoffen, dass die laut schreienden „Corona-Gegner“ und „Relativierer“ dieser Pandemie so viel Anstand haben, auf einen Krankenhausplatz zu verzichten, falls sie trotzdem vom Virus angesteckt werden und es zu einem schweren Krankheitsverlauf kommt.

Armin Laschet (CDU) und Anton Hofreiter (Grüne) im Gleichklang

Aber was wäre eine Corona Berichterstattung ohne Armin Laschet. Der Landesvater von NRW krönt die Diskussion mit seinem unglaublichen Vorschlag: „Wir brauchen nach Weihnachten einen echten Jahreswechsel-Lockdown, um uns für 2021 wieder eine Perspektive hin zu mehr Normalität zu erarbeiten.“ Was soll man dazu sagen? Es fehlen einem die Worte. Leider denkt auch der Politiker Anton Hofreiter (Die Grünen) ähnlich wie Armin Laschet, wenn er ebenfalls behauptet: „Spätestens nach Weihnachten muss es in meinen Augen fast überall einen sehr harten Lockdown geben und jetzt auch schon vor Weihnachten braucht es zusätzliche Maßnahmen.“   Wir wissen von Armin Laschet bereits, dass in den Schulen eine Ansteckung nicht möglich ist. Es ist unmöglich, dass Lehrerinnen und Lehrer von Kindern angesteckt werden können. Kinder und Jugendliche können überhaupt niemanden anstecken, da differenziert das Virus sehr genau – 60 jähriger Opa ja – 60 jähriger Lehrer nein. Überhaupt ist die Schule ein ansteckungsfreier Raum, schließlich wird dauernd gelüftet. Dank Armin Laschet erweitern wir jetzt unser Wissen, denn das Virus macht bis Weihnachten eine Ansteckungspause um dann nach Weihnachten richtig zuzuschlagen. Blöd nur für das Virus, denn dann sind wir alle im Lockdown und können uns nicht mehr anstecken.

Was tun?

Um die Epidemiologie ein wenig zu verstehen, habe ich im letzten Blog  Armin Laschet einen Mathe-Kurs empfohlen. Um die Gefahren von Ansteckungen durch Viren zu begreifen, empfehle ich Herrn Laschet und den oben genannten Leserbriefschreiber die Lektüre des Buches „Spillover“ von David Quammen, Pantheon-Verlag, 2020. Die 557 Seiten sind wirklich lesenswert.

[1] Gibt es eigentlich Krebsleugner oder gar Herz-Kreislauf-Gegner?

Weitere Artikel