Alle reden vom Wetter. Wir nicht.

20. Juni 2021

„Alle reden vom Wetter. Wir nicht.“ Die Älteren werden sich an diesen Werbeslogan der Deutschen Bahn aus dem Jahr 1966 erinnern. Muss man nun vom Wetter reden oder ist der Klimawandel das dominierende Thema? Gibt es überhaupt einen Unterschied zwischen Wetter und Klima? Bleiben wir noch kurz in der Vergangenheit: Bereits im Jahre 1817 hatte Alexander von Humboldt in seiner Abhandlung „Von den isothermen Linien und die Verteilung der Wärme auf dem Erdkörper“ den Nachweis geführt, dass sich globale Klimamuster visuell veranschaulichen lassen. Alle späteren Studien stützten sich auf diese Aussagen zur Wärmeverteilung. Die Isothermenkarte von Alexander von Humboldt bildete die Grundlage, um globale Klimaveränderungen zu verstehen. Das Wetter wird von den meisten Menschen temporär wahrgenommen. Da das Wetter ein kurzfristiges Ereignis ist, habe ich mich bisher  ausschließlich mit dem Klimawandel und den langfristigen Folgen beschäftigt. Beim Klimawandel geht es darum, die viel zu hohe CO2-Belastung von knapp 420 ppm zu stoppen. Alexander von Humboldt hatte im Jahr 1817 noch nicht die Möglichkeiten, die  CO2-Belastung zu messen. Trotzdem setzte er sich von den anderen Forschern ab, die sich ausschließlich auf meteorologische Daten wie Temperatur und Wetter fokussierten. Humboldt hingegen erfasste das Klima als eine Korrelation zwischen Meeren, Landmassen und der Atmosphäre. Die Empfindlichkeit der Atmosphäre konnte er zwar erahnen, aber nicht messen. Dies war erst in den 1950 er Jahren möglich. Charles Keeling war der erste Wissenschaftler, der diese Messungen durchführte. Aus der CO2-Belastung ergibt sich auch, dass das Wetter sich verändern wird. Nun hatten wir aber die letzten  Jahre mehrere sehr heiße Sommer und einen extremen Winter im Jahr 2018. Dieser Winter war  deshalb auffällig, weil der Süden Deutschlands in den Schneemassen versank, während der Norden fast schneefrei blieb. Auch wenn man das Klima klar vom Wetter abgrenzen muss, gibt es natürlich auch Zusammenhänge.

Extremwetterlagen

Im Jahre 2018 wuchsen die Schneemassen in Süddeutschland innerhalb kürzester Zeit von 0 Meter auf über 1,50 Meter an. Die Wetterlagen sowohl im Sommer als auch im Winter waren sich sehr ähnlich, sie sind gewissermaßen 2 Seiten der gleichen Medaille. Das Wetter wird grundsätzlich von Hochs und Tiefs bestimmt. Aus den früheren Wetterberichten wissen wir, dass die Hochdruckgebiete immer männliche Namen haben, während die Tiefs weibliche Namen tragen. Dies hat sich aber mittlerweile geändert – die Namen werden jetzt immer getauscht. Die Hoch- und Tiefdruckgebiete bleiben mit zunehmenden Klimawandel einfach stehen. Daraus erklärt sich die unglaubliche Hitze, Trockenheit und Dürre im Sommer 2018. Die Wetterlage ist jetzt im Jahre 2021 ähnlich. Der Jetstream bewegt sich im „Normalfall“ mit einer Geschwindigkeit von 200 – 300 km/h. Insofern gleichen sich Hoch und Tiefs aus. Aktuell bleiben aber die Hoch- und Tiefdruckgebiete einfach stehen und extreme Wetterlagen entstehen. Das liegt daran, dass der Jetstream sich momentan mit einer Geschwindigkeit von 5- 30 km/h bewegt.

Der englische Philosoph Francis Bacon (1561–1626) meinte: »Man kann die Natur nur dadurch beherrschen, indem man sich ihren Grenzen unterwirft«, denn die Natur ist unfassbar stark und sie enthält viel Energie. Deshalb wird das Wetter benötigt. Irgendwo auf der Erde ist zu viel Energie, während an einer anderen Stelle zu wenig Energie vorhanden ist. Das Wetter regelt dann den Ausgleich. Wir wissen, dass am Äquator sehr hohe Temperaturen herrschen, am Nord- und Südpol ist es vergleichsweise kalt. Da die gesamte Natur bemüht ist, ein Gleichgewicht herzustellen, muss der Temperaturunterschied ausgeglichen werden. Dafür ist der Wind zuständig. Je größer die Temperaturdifferenz, desto stärker der Wind.

Jetzt kommt der bereits erwähnte Jetstream, der kontinuierlich an Geschwindigkeit verliert, ins Spiel. „Jetstream werden sich dynamisch verlagernde Starkwindbänder genannt, die meist im Bereich der oberen Troposphäre bis zur Stratosphäre auftreten, wo die Wetteraktivität in der unterhalb nahtlos angrenzenden Tropopause endet.“[1]  Die Tropopause liegt breitenabhängig in 6 bis 18 km Höhe und ist die maßgebliche Grenzfläche der Erdatmosphäre. Sie trennt die vom Wetter geprägte Troposphäre von der Stratosphäre. Die stabil geschichtete und auffallend trockene Stratosphäre liegt über der Troposphäre.

Das bedeutet, der Jetstream befindet sich in circa 10 Kilometer Höhe. Bedingt durch den Klimawandel nehmen die Temperaturunterschiede zwischen dem Äquator und den Polen ab, folglich schwächt sich der Jetstream tendenziell ebenfalls ab. Die Differenzen verringern sich, weil der Klimawandel den Pol aufheizt und das ewige Eis verschwindet im Meer. Der Meeresspiegel steigt unaufhörlich.[2] Das Schmelzen des gesamten ewigen Eises würde den Meeresspiegel um sieben Meter steigen lassen.

Der Klimawandel verstärkt die Auswirkungen der Stürme

Durch die Abschwächung des Jetstream müssen die Hochs und Tiefs langsamer werden, folglich bleiben sie länger auf einer Stelle stehen. Dies wird momentan von den Meteorologen beobachtet. Da die Drucksysteme tendenziell immer stärker stehenbleiben und sich wenig bewegen, entstehen vermehrt Extremwetterlagen. Für die Wetterlagen bedeutet das, dass der Klimawandel natürlich keine Stürme produzieren kann, aber durch den Klimawandel werden die Auswirkungen der Stürme erheblich verstärkt. Möglicherweise kann sich die Menschheit an zukünftige Wetterlagen anpassen. Eine Anpassung an den Klimawandel ist aber kaum möglich. Das wir unser ökonomisches und ökologisches Verhalten ändern müssen, ist aber keine Neuigkeit. Diese Sachverhalte sind seit über 40 Jahren bekannt. Man hatte schon damals Klima– und Wettermodelle, die diese Situationen, mit entsprechender Computertechnologie, simulieren konnten. Da wir seit vielen Jahren diese wissenschaftlichen Erkenntnisse ignorieren, bekommen wir zukünftig immer größer werdende Quittungen.

Wir benötigen keine Marketing-Fachleute  

In der Corona-Krise war die Politik auf sehr viele Wissenschaftler angewiesen, um die Krise zu bewältigen. Die politischen Mittel waren zwar notwendig aber nicht hinreichend. Diese Art der Krisenbewältigung hat sich beim Klimawandel noch nicht eingestellt. Momentan versuchen die Politikerinnen und Politiker (noch), die Klimakatastrophe mit Floskeln wie Nachhaltigkeit und Klimaneutralität zu bewältigen und die Marktlogik zu beschwören. Dies wird aber nicht funktionieren. Um die Ernsthaftigkeit der zukünftigen Klimakatastrophe gerecht zu werden, müssen nun Wissenschaftler in den Vordergrund treten, die umfassend und neutrale Informationen zur Verfügung stellen, um einen zielführenden  politischen Diskurs, ähnlich wie in der Corona-Krise, zu bestreiten.

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Jetstream

[2] Auch wenn es noch viele offene Fragen gibt, eine belastbare These der Klimaexperten ist verifiziert: Je höher die Wassertemperatur der Ozeane, je höher der Meeresspiegel, desto heftiger die Intensität der Winde und Niederschläge eines Hurrikans, desto gewaltiger seine Zerstörungskraft.

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