Aus für den Nationalpark Egge

26. Juni 2024

In Ostwestfalen haben die Bürgerinnen und Bürger darüber entschieden, ob dort ein neuer Nationalpark entstehen soll. Leider haben Furcht, Fakes und wirtschaftliche Interessen über die Vernunft gesiegt. Die Bürgerentscheide in Höxter und Paderborn waren eine Klatsche für die Klimapolitik.

Dabei kann eine ernsthafte Klimapolitik nur angestrebt werden, wenn man sich von den Monokulturen verabschiedet und die Art der Landnutzung restrukturiert. Seit den 1930er Jahren werden großflächig Fichten angebaut. Martin Janner, Förster des Jahres 2023, bezeichnete sie als »Normschweine der Forstwirtschaft«. Sowohl Fichten als auch industriell produzierte Schweine wachsen schnell, lassen sich effizient verarbeiten und sie sorgen für auskömmliche Profite. Ökonomisch bedeutet der Mischwald aber zunächst ein Rückgang der Erträge und ein ökologischer Umbau des Waldes wird teuer. Weil der Wald seine Bedingungen selbst, und ohne menschliche Eingriffe, verbessern kann, muss er zunächst in Ruhe gelassen werden. Der Wald kann seine fein abgestimmten Prozesse selbst übernehmen. Dafür braucht er aber viel Zeit. Das tote Holz muss im Wald verbleiben, damit sich zahllose Kleinlebewesen ansiedeln, die dieses Holz zu Humus verarbeiten. Wie gesagt, um den Klimawandel wirksam zu bekämpfen, ist die, im Pariser Klimaabkommen genannte, Humuswende zwingend erforderlich. Außerdem wirken Totholz und auch der Humusboden wie ein Schwamm, der die Feuchtigkeit bindet und im Wald hält. In diesem Zusammenhang müssen Alternativen zu den schweren Maschinen entwickelt werden. Durch den Einsatz dieser Industriemaschinen wird der Boden verdichtet und es entstehen tote Zonen, die die Humusbildung verhindern. Die Verdichtungsschäden wirken sich über viele Jahrzehnte auf die Bodenqualität aus.

Die Waldbrände nehmen zu

Im Jahr 2023 ist die Anzahl der Waldbrände stark angestiegen. Allein in Brandenburg wurden 2022 doppelt so viele Waldbrände nachgewiesen wie im Vorjahr. Die Waldbrandgefahr steigt weltweit stark an. Sie könnten ein Indikator dafür sein, dass die nördlichsten Waldzonen der Erde den Klimawandel entscheidend verschärfen. Die borealen Nadelwälder, die sich von Kanada über Alaska, Sibirien und Skandinavien erstrecken, könnten zukünftig mehr CO2 abgeben als sie speichern. Es wäre paradox, wenn die Wälder zur Beschleunigung des Klimawandels beitragen würden. Die Großbrände überdauern immer häufiger den Winter, weil sie im Untergrund weiter glimmen. Diese sogenannten »Zombie-Feuer« erhöhen die Waldbrandgefahr zunehmend. Der Wald wird aber zwingend benötigt, um den Klimawandel wirksam zu bekämpfen.

Bei der Waldbrandbekämpfung spielt feuchtes Totholz eine entscheidende Rolle. Damit kann zwar kein Waldbrand verhindert werden, aber eine Feuerwalze kann damit gebremst werden. Damit vereinfachen sich die Löscharbeiten. Gesunde Wälder haben an warmen Sommertagen ein um 8 Grad Celsius vermindertes Waldinnenklima. Dies ist nur möglich, wenn das Kronendach des Waldes geschlossen ist. Am günstigsten wäre es, wenn die Sonne den Waldboden kaum berührt. Dadurch kann er sich nicht erwärmen und die Gefahr des Austrocknens ist ebenfalls gebahnt. Vor allem Laubbäume versuchen sich selbst zu kühlen. Bei heißen Temperaturen verdunsten sie sehr viel Flüssigkeit. Einschlägige Untersuchungen haben gezeigt, dass es im Schatten von Buchen im Sommer bis zu 6 Grad Celsius kühler ist als beispielsweise in Kieferwäldern. Damit die Bäume nicht in den Krisenmodus geraten und ihre Blätter abwerfen, benötigen sie genügend Feuchtigkeit um ihre Wurzeln.

Neben der Minimierung von Monokulturen sollten Waldinseln wieder verbunden und Fuhrwege, Lichtungen und Gassen für die Industriemaschinen vermindert werden. Eine Verschärfung der Genehmigungsverfahren für Waldschneisen wäre wünschenswert. Dies ist aber nur Wunschdenken, weil momentan Stromtrassen von Nord nach Süd auf die Befindlichkeiten der sensible Biosphäre Wald keine Rücksicht nehmen. Auch werden Waldinseln vielfach nicht zusammengeführt, weil diese Inseln für den Bau von Windkrafträdern in Frage kommen.

Jedes Moor, das in Deutschland entwässert wird, ist ein Verbrechen gegen das Klima. Dies trifft auch für jeden nicht realisierten Nationalpark zu. Natur- und Umweltschutz sind für die Bekämpfung des Klimawandels ebenso wichtig wie der Artenschutz. Leider haben die Ostwestfalen mit ihrem Abstimmungsverhalten dafür gesorgt, eine wichtige Chance für die Bekämpfung des Klimawandels zu verpassen.

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