Die Fragilität der Atmosphäre

23. März 2020

Nachtrag zum gestrigen Blog

Greta Thunberg prägte den Ausspruch: „Ich will das ihr in Panik geratet“ und sie hatte natürlich die wissenschaftlichen Zahlen und Belege im Kopf. Um es noch einmal zu verdeutlichen: Gestern habe ich Zusammenhänge zwischen Fieber, CO2-Konzentration und Klimawandel dargestellt. Der Begriff „Klimawandel“ ist für mich unbrauchbar, weil es, wie beim Fieber, nur um die Konzentration geht.

 

Zeithorizont CO2-Konzentration in ppm
In den letzten 800.000 Jahren (inklusive 8 Warm- und Kaltzeiten) 180 – 270 (stabil)
1860 293
1972 315
2000 380
2015 400
2020 415 (Tendenz steigend)

 

Wenn wir 500 ppm erreichen würden, hätten wir auf der Erde die gleichen klimatischen Bedingungen wie vor 60 Millionen Jahren, so die Auffassung von Dr. Beckmann und Dr. Klopries  (Beide waren bei der Hüls AG in Marl beschäftigt). Wie auch Greta Thunberg immer wieder betont hat – hier geht es weder um Meinungen noch um das Wetter, sondern um Fakten. Wir zweifeln doch auch nicht die Mediziner an, wenn sie behaupten, dass jeder Mensch ab 37 Grad Celsius Fieber hat, unabhängig davon, wie sich die Außentemperatur darstellt.

Einleitung

Das Corona-Virus hat meine gesamte Planung über den Haufen geschmissen. Normalerweise schreibe ich circa alle 7 Tage einen Blog auf meiner Homepage und setze mich mit Dingen auseinandersetzen, die mich momentan interessieren.  Ich habe den 1. Teil über den digitalen Kapitalismus  bereits veröffentlicht. Teil 2 und 3 habe ich schon vor längerer Zeit verfasst, aber noch nicht veröffentlicht. Anschließend habe ich mir das Thema – Renditeobjekt Arztpraxis – vorgenommen, weil derzeit einer der größten Verkaufswellen in der Geschichte der deutschen Gesundheitspolitik stattfindet. Findige BWLér, die die Krankenhäuser schon so „effizient“ und kostensparend privatisiert haben, hebeln momentan das Gesundheitswesen aus, weil sie einen juristischen Weg gefunden haben, die Arztpraxen in Renditeobjekte umzuwandeln – ein sehr interessantes, nicht nur steuerrechtliches, Thema. Als ich diesen Artikel vor einigen Wochen geschrieben habe, war das Corona-Virus gerade in China im Anmarsch. Wer also Interesse an diesem Thema hat, sollte, wenn alles gut geht und wir diesen Virus hoffentlich überstanden haben, in circa 4 Wochen meine Homepage anklicken. Momentan mache ich aber weiter mit meinen alten, bis sehr alten und hoffentlich noch aktuellen, Veröffentlichungen, die ich täglich zusammenklicke. Es gilt aber- Sir Isaac Newton (1642-1726) ist für mich wesentlich aktueller als ein Donald Trump mit seinen Fake-News.

CO2 – Gleichgewichte

Viele Menschen meinen, wenn wir die Atmosphäre vom CO2 befreien, wird alles gut. Auch dies ist ein Trugschluss und wird der Fragilität der Atmosphäre nicht gerecht. Ich habe schon mehrfach darauf hingewiesen, dass ein CO2 – Gehalt von 200 bis maximal 300 ppm für alle, nicht nur menschliche, Populationen ideal wäre (Gegenwärtiger Stand: 415 ppm, Tendenz steigend). Wissenschaftler gehen davon aus, dass eine – praktisch nicht mögliche- zunehmende, komplette Erdbegrünung und Kohlenstofffossilierung zu gravierenden Problemen führen würde. Eine Atmosphäre, die vollständig von CO2 befreit wäre, würde die Erde in einen Eisblock verwandeln. Also – zu wenig CO2 ist ebenfalls problematisch. Hier wird die Fragilität der Atmosphäre besonders deutlich. Also ist es wichtig, die o.g. Grenzen einzuhalten, was uns sehr wahrscheinlich nicht mehr gelingen wird.

Der kostspielige Klimawandel

Leider wird im Zusammenhang mit dem Klimawandel häufig nur das Wetter angeführt. Das Wetter beschreibt aber nur die kurzfristigen aktuellen Zustände der Atmosphäre. Auch wenn es noch viele offene Fragen gibt, eine belastbare These der Klimaexperten ist verifiziert: Je höher die Wassertemperatur der Ozeane, je höher der Meeresspiegel, desto heftiger die Intensität der Winde und Niederschläge eines Hurrikans, desto gewaltiger seine Zerstörungskraft. Der Klimawandel kann natürlich keine Stürme produzieren, aber durch den Klimawandel werden die Auswirkungen der Stürme erheblich verstärkt. Dieser Wetterwandel ist jetzt schon bei uns angekommen und wird zukünftig erhebliche Schäden und volkswirtschaftliche Kosten nach sich ziehen. Die Kosten von extremen Wetterereignissen betrugen im Jahre 1960 weltweit „nur“ 9 Milliarden Dollar. Die amerikanische Regierung beziffert die Schäden des Hurrikans Katrina, der 2005 für eine verheerende Katastrophe gesorgt hat, auf 200 Milliarden Dollar – nur für die USA. In den letzten drei Jahrzehnten sind die ökonomischen Schäden des Klimawandels um den Faktor 15 gestiegen. Die Versicherungsgesellschaft Münchner Rück erwartet eine weitere Vervielfachung der Kosten. Versicherungen sind bei steigender Eintrittswahrscheinlichkeit von sogenannten Naturkatastrophen[1] immer weniger bereit, mögliche Schäden zu versichern. Die Allgemeinheit wird dann diese Kosten zu tragen haben. Hierbei geht es aber nur darum, die ökonomischen Schäden der extremen Wetterereignisse zu reparieren. Eine Reparatur stellt den alten Zustand wieder her. Sie hat nichts mit den weiteren Konsequenzen eines Klimawandels, die kaum zu quantifizieren und zu prognostizieren sind, zu tun. Die ökologischen Folgen des Klimawandels lassen sich nicht reparieren, sie werden bleiben. Außerdem erkennt man den point of no return erst, wenn es zu spät ist.

Die Forschung

Die Klimaforschung kann aber schon seit sehr langer Zeit zutreffende Wetter- und Klimasimulationen vornehmen. Wenn diese Forschung ernst genommen und die entsprechenden Konsequenzen gezogen werden, kann der point of no return noch umgangen werden. Der Anstieg der CO2 -Emission konnte bereits im Jahre 1958 durch den amerikanischen Klimaforscher Charles David Keeling (1928-2005) nachgewiesen werden. Der Forscher führte präzise Messungen durch und konnte beweisen, dass die CO2 -Konzentration, bedingt durch die industrielle Produktion, um 1,5 parts per million (ppm) pro Jahr zunimmt. Die Messmethoden haben sich dann kontinuierlich verbessert und das Team um Dennis Meadows konnte bereits im Jahre 1972 die ersten Computersimulationen durchführen. Inzwischen sind wir in der Lage, sehr präzise Messungen vorzunehmen.

Wie schon mehrfach betont, lag die CO2-Konzentration während einer Eiszeit bei circa 180 ppm und während einer Warmzeit bei circa 270 ppm. Diese natürlichen Schwankungen ergeben sich in der Regel in einigen 10.000 Jahren. Wir haben aber den Rekordwert von 415 ppm erreicht und er wird weiter steigen. Wie lässt sich nun die CO2-Konzentration messen?

Klimaforscher behaupten, dass die CO2-Konzentration in der Atmosphäre momentan wesentlich höher ist als jemals in den letzten 800.000 Jahren zuvor. Dies lässt sich mit Hilfe von Eisbohrkernen beweisen. Wissenschaftler haben am Dome C in der Ostantarktis einen Eiskern erbohrt, der drei Kilometer lang ist. Es wurden hier stückweise 3 Meter lange Bohrkerne eingesetzt. Damit konnte man in Laboranalysen herausfinden, wie sich das Erdklima und die Zusammensetzung der Atmosphäre verändert haben. Die Analyse des Bohrkerns aus gepresstem Schnee brachte folgendes Ergebnis: Die Erde hat während der letzten 740.000 Jahre acht Eiszeiten und acht wärmere Perioden erlebt. Die nächste Eiszeit ist frühestens in 15.000 Jahren zu erwarten, wenn sich der Mensch wie in der vorindustriellen Zeit verhalten und auf den CO2-Ausstoß weitgehend verzichten würde. Der empfindlichste Teil im gesamten Ökosystem der Erde ist die Atmosphäre, die besonders geschützt werden muss. Im Gegensatz zu anderen sogenannten Naturkatastrophen ist es nicht irgendwann vorbei und das Leben beginnt neu. Die Folgen einer Klimaveränderung werden, mit allen Konsequenzen, bleiben.

[1] Natürlich kann die Natur keine Katastrophen erleben. Die Begriffe Naturkatastrophe, Umwelt- und Naturschutz sind semantisch fragwürdig.

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