Der Klimawandel ist schuld!?

11. April 2025

„Alles hängt mit allem zusammen“. (Alexander von Humboldt)

Ja, ja – der Klimawandel ist schuld -welch eine Aussage. Immer häufiger hört man sie. Ob Waldsterben, Gletscherschmelze, Dürren und weitere Katastrophen, immer ist der Klimawandel schuld. Dies nennt man eine typische Täter / Opfer – Umkehr. Man kann diesen Sprachgebrauch nicht mehr hören. Ein Klimawandel kann niemals Schuld für irgendetwas sein, es ist immer der Mensch, der Schuld hat. Und zwar nicht alle Menschen, sondern nur einige und die sind in den Industrieländern zu finden. Wenn behauptet wird, dass der Klimawandel für das Abschmelzen der Polkappen verantwortlich ist, werden die Tatsachen verdreht. Dadurch, dass die Polkappen immer weniger die Sonnenstrahlen in das All reflektieren, erwärmt sich die Erde und es kommt ein Kreislauf in Gang.

Die Pollkappen

»Wenn das Eis der Arktis schmilzt, so ist New York unter Wasser, desgleichen Europa, ausgenommen die Alpen.« (Max Frisch)

Im Jahre 1978 moderierte der Wissenschaftsjournalist Hoimar von Ditfurth die Sendung Querschnitt im ZDF. Erstmals wurde das Thema Biodiversität und Erderwärmung im Fernsehen thematisiert. Hoimar von Ditfurth führte aus, dass das Klima über einen unvorstellbar langen Zeitraum stabil geblieben ist, weil die infraroten Wärmestrahlungen der Sonne durch die Antarktis reflektiert werden. Er bezeichnete die Polkappen als Spiegel, die die Infrarotstrahlen der Sonne wieder ins Weltall zurückschicken. Durch die Treibhausgase, die vom Menschen in die Atmosphäre verbracht werden, erhöht sich das Rückhaltevermögen für infrarote Wärmestrahlungen in der Troposphäre. Die Erde heizt sich auf, dadurch schmelzen die Polkappen ab und es kommt ein gefährlicher Kreislauf in Gang, weil weitere dunkle Landflächen entstehen, und damit kommt es zu einer weiteren Erwärmung der Erde. Am Ende seines Vortrages zur Erderwärmung warnte von Ditfurth vor einem steigenden Meeresspiegel, Knappheit des Trinkwassers und vor einer zunehmenden Wüstenbildung. Außerdem warnte er bereits im Jahre 1978 davor, dass die Menschheit aussterben könnte, wenn wir die Schmelze der Polkappen nicht in den Griff bekommen.

Täter oder Opfer oder Beides

Vor einiger Zeit las ich in einer Zeitung sinngemäß: »Sinkende Erlöse, immer neue EU-Vorschriften und Dürreperioden erschweren den Landwirten die Arbeit. Darüber hinaus bringt die Corona-Krise zusätzliche Herausforderungen.« Ähnliche Artikel wurden auch für die Forstwirtschaft verfasst, beispielsweise las ich kürzlich, dass der Borkenkäfer ein leichtes Spiel hat. Die befallenen Fichten sind als Flachwurzler ohnehin schon schwach. Der Klimawandel besorgt dann den Rest.

Sind solche und ähnliche Aussagen aus den Tageszeitungen überhaupt wahr, oder ist es eher umgekehrt?

Die Landwirtschaft

Um zu einer sachgerechten Beurteilung zu kommen, drehe ich mal die genannten Aussagen aus der Zeitung ins Gegenteil: Die Landwirtschaft hat mit ihren Monokulturen und der intensiven Bearbeitung des Bodens dafür gesorgt, dass der humushaltige Boden verschwindet. Durch Ackerbau und Übernutzung haben Böden bereits 50 bis 80 Prozent ihres Humusgehaltes verloren. Wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden, sieht es schlecht aus für den Humusboden. Wir benötigen aber Humusböden als CO2-Speicher. Im Boden ist mehr Kohlenstoff gespeichert als in der oberirdischen Pflanzenmasse.[1] Da die Landwirtschaft diesen Boden nicht mehr ausreichend »produziert«, brauchen sich die Bauern nicht zu wundern, wenn zunehmend Dürren entstehen. Die deutsche Landwirtschaft beschert der Allgemeinheit Kosten in Höhe von 90 Milliarden Euro pro Jahr, weil sie das Klima anheizt, und die Böden und letztendlich auch das Grundwasser belastet. Sie sind demzufolge nicht Opfer des Klimawandels, sondern die Verursacher. Fairerweise muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass die Landwirte der schwächste Teil einer von der Industrie dominierten Branche sind. Deshalb müssen kleinere landwirtschaftliche Betriebe stärker beim Umweltschutz unterstützt werden.

Die Forstwirtschaft

Die gleiche Argumentation führe ich nun für die Forstwirtschaft durch. Die Forstwirtschaft hat mit ihren Fichtenkulturen dafür gesorgt, dass der Wald zu einem Hochleistungsindustriebetrieb mutiert ist. Die Bäume werden nicht nach ökologisch sinnvollen Aspekten gepflanzt, sondern die ökonomischen Interessen stehen im Vordergrund. Die deutschen Wälder litten in den letzten vier Jahren unter Trockenheit und Hitzeperioden. Die Borkenkäfer, die heiße Sommer und milde Winter lieben, konnten sich in den geschwächten Bäumen besonders schnell vermehren und dann zu großen Populationen anwachsen, die den Waldbestand gefährden. Nach dem Waldzustandsbericht aus dem Jahr 2022 sind 80 Prozent der Bäume in Deutschland krank. Um einen klimaresilienten Mischwald zu fördern, müssen in Deutschland knapp drei Mio. Hektar Wald »umgebaut« werden. Neben der CO2-Speicherung schützt der Mischwald gegen Hitze und ist gleichzeitig Reservoir für Wasser. Ein ökologisch bewirtschafteter Wald kühlt, brennt schlechter, »produziert« Humusboden und begünstigt die Neubildung von Grundwasser und trägt zur Artenvielfalt bei.[2]

Nach Aussagen des Statistischen Bundesamtes, wurde im Jahr 2019 mit 32 Millionen Kubikmetern fast dreimal so viel Schadholz aufgrund von Insektenschäden eingeschlagen wie im Vorjahr mit 11 Millionen Kubikmetern. Im Jahr 2017 waren es nur 6 Millionen Kubikmeter. Aus diesen Aussagen kann geschlossen werden, dass die Forstwirtschaft den Klimawandel selbst verursacht hat, weil sich die Kapazität der CO2-Speicherung reduzierte. Es wurde der Mischwald vernachlässigt, Bäume mussten durch Abholzung oder Brände sterben und der Humusboden wurde nicht aufgebaut. Auch die Forstwirte sind keine Opfer des Klimawandels, sondern die Täter.

Täter oder Opfer?

Welche Aussagen sind nun richtig? Wer ist Opfer, wer ist Täter? Oder sind die Täter vielleicht die Opfer? Oder sind die Opfer vielleicht die Täter? ist die gesamte Menschheit gleichermaßen für den Klimawandel verantwortlich? Oder nur der globale Norden? Oder ist es doch dieser »Allesfresser« (Nancy Fraser) namens Kapitalismus? Es mag auf diese Fragen viele Antworten und auch viele Unsicherheiten geben. Sicher ist hingegen, dass der Klimawandel niemals Schuld für irgendetwas ist.


[1] Vgl. Bodenatlas, Daten und Fakten über eine lebenswichtige Ressource, 1. Auflage, Januar 2024, S.11.

[2] Vgl. Maike Rademaker, Wälder Schützen, Rehe schießen, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, 5`23, Berlin, 2023, S. 17.

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